Warum Anlagenmanagement strategisch zu betrachten ist
Eigentlich ist es simpel: Wenn die Anlage nicht produziert, verdient sie kein Geld. Trotzdem wird die Instandhaltung von der Führungsetage oft stiefmütterlich behandelt. „Soll wenig kosten und muss einfach funktionieren“ ist oft der Tenor, wenn es um Instandhaltung geht. Auf Investitionen wird weitgehend verzichtet, die Kollegen machen das schon irgendwie. War doch immer so. Wertschätzung? Sehr gering! Mit dieser Denkweise kommen Unternehmen heutzutage nicht mehr weit. Denn aus der reaktiven Instandhaltung ist ein ganzheitlicher Asset Management Ansatz geworden, der alle Produktionsbereiche betrifft. Mit der richtigen Strategie wird aus der ungeliebten Wartungstruppe, die immer nur Kosten produziert, eine innovatives Profitcenter, das maßgeblich zum Unternehmenserfolg beiträgt.
In Zeiten steigender Kosten und einer schwächelnden Konjunktur wird das Thema intensiv diskutiert. Hier sind einige Argumente, warum moderne Instandhaltung zur Chefsache erklärt werden sollte und dieser Bereich für alle Entscheider so wichtig ist..
- Digitale Transformation
Instandhalter haben schon immer Anlagendaten gesammelt, um den aktuellen Maschinenzustand zu erfassen. Nur hat sich außer ihnen meist keiner dafür interessiert. Die Digitalisierung ist jetzt nicht mehr aufzuhalten. Oft scheitern Einführungsversuche aber genau an den vermeintlich fehlenden Prozessdaten und enden in einem kostenintensiven Fehlschlag. Anstatt dann resigniert aufzugeben ist es ratsam, die Instandhaltungsabteilung von Beginn an in die Planung einzubeziehen und den Prozess möglichst dort zu starten. Die so gewonnen Erfahrungen sind dann die Grundlage für weitere Projekte in Richtung Automatisierung, Digitalisierung und Prozessoptimierung.
- Produktionsoptimierung durch Anlagenmanagement
Mit möglichst wenig Einsatz den maximalen Ertrag zu erzielen, sollte Ziel jedes Unternehmens sein. Erreicht wird das vor allem durch eine optimale Anlagensteuerung mit minimalen Ausfallzeiten und effizientem Ressourceneinsatz. Der Wechsel von der reaktiven zur vorausschauenden Instandhaltung ist dafür ein erster Schritt. Mit Hilfe IT-gestützter Anlagensteuerung werden eventuelle Ausfälle schon im Vorfeld erkannt. Die nötigen Wartungsarbeiten können geplant und mit geringen Stillstandzeiten durchgeführt werden. KI-gestützte Simulationen zum Beispiel mit einem digitalen Zwilling erlauben schon vor der Inbetriebnahme die Optimierung aller Produktionsschritte und erlauben eine langfristige Kosten-Nutzenrechnung der Anlage. Auch ein bedarfsgerechter Anlagenbetrieb mit optimalem Ressourceneinsatz ist möglich.
- Öko-Effizienz
Nicht nur der Nachhaltigkeitsgedanke rückt dieses Thema ins Rampenlicht. Die behördlichen Auflagen, ausgelöst durch den Green Deal der EU mit dem Ziel, Europa bis 2030 klimaneutral zu machen, haben enorme Auswirkungen auf die Instandhaltungsstrategien besonders von anlagenintensiven Industrien. „Ein ressourcenoptimierter Anlagenbetrieb ist nur durch ein modernes Instandhaltungs- und Asset Management zu erreichen“, erklärt Andreas Dankl, geschäftsführender Gesellschafter von dankl+partner consulting | MCP Deutschland in einem Fachartikel. Ziel sollte es sein, neben der Reduzierung des Energie- und Materialverbrauchs, die Lebensdauer der Anlagen und Komponenten zu verlängern und die Recyclingfähigkeit von Anlagenkomponenten, Ersatzteilen und Betriebsmitteln zu steigern.
- Facharbeitermangel und Wissenstransfer
Natürlich können langgediente Instandhaltungsmitarbeiter auch ohne den ganzen technischen „Firlefanz“ die Maschine bestenfalls mit Hammer und Schraubenzieher wieder in Gang bringen. Aber abgesehen von der Sinnhaftigkeit solcher eher robuster Maßnahmen, die natürlich mit jahrelanger Erfahrung zu tun haben, werden diese Fachkräfte in absehbarer Zeit in Rente gehen. Und im schlimmsten Fall nehmen sie dann ihr ganzes Fachwissen mit, weil es nur in ihrem Kopf gespeichert ist. Die digitale Steuerung und Dokumentation aller Instandhaltungsprozesse macht deshalb nicht nur aus rechtlichen Gründen Sinn. Ein modernes Shop-Floor Management ist auch wichtig für die Gewinnung junger Nachwuchskräfte. Die wollen nicht mehr mit dem Klemmbrett und der Excel-Tabelle arbeiten. Und moderne Fernwartungsprozesse, aber auch die Aus- und Weiterbildung sowie Mitarbeiterschulung erfolgen effizienter mit modernen Extended Reality Lösungen über Datenbrillen und Tabletts.
Um die Wettbewerbsfähigkeit ihres Unternehmens zu gewährleisten, muss sich die Chefetage also intensiv mit dem Thema Instandhaltung und Asset Management beschäftigen, denn diese vier Punkte sind nur die Spitze des Eisbergs! Es ist an der Zeit, den Instandhalter aus der Fabrikhalle zu holen und ihn langfristig in die technische Planung zu involvieren. Ohne die nötigen Investitionen geht es natürlich nicht, aber mit zielgerechtem Einsatz und ganzheitlichem Ansatz wird es sich schneller lohnen als man denkt.